Ja, Dr. Schräg am Apparat!
Anrufer: Guten Tag! Gefährder.
Dr. Schräg: Guten Tag, Herr Gefährder!
Anrufer: Nein, das ist nicht mein Name.
Dr. Schräg: Sie haben sich doch als Gefährder vorgestellt. Oder habe ich mich verhört?.
Anrufer: Nein, Sie haben sich nicht verhört und Sie haben natürlich recht.
Dr. Schräg: Ich komme jetzt nicht ganz mit. Sie sind also nicht Gefährder?
Anrufer: Mein Name tut nichts zur Sache. Gefährder bin ich trotzdem.
Dr. Schräg: Also ehrlich gesagt verstehe ich jetzt nur noch Bahnhof. Was genau ist denn überhaupt Ihr Problem?
Anrufer: Wie schon gesagt bin ich ein Gefährder und das sagt auch die Polizei.
Dr. Schräg: Das sagt auch die Polizei. Aha!
Anrufer: Das stand doch in der Presse, dass allen Gefährdern künftig Fußfesseln angelegt werden sollen, damit man immer weiß wo sie sich gerade aufhalten.
Dr. Schräg: Sagen Sie mal, weiß Ihre Organisation, dass Sie mich anrufen?
Anrufer: Ich bin langjähriges Mitglied, habe denen aber nicht gesagt, dass ich mit Ihnen Kontakt aufnehmen werde.
Dr. Schräg: Dann bin ich ja beruhigt.
Anrufer: Das können Sie auch sein. Ich tue Ihnen nichts, auch wenn ich ein Gefährder bin.
Dr. Schräg: Ich wiederhole noch einmal meine Frage. Was genau ist Ihr Problem?
Anrufer: Ich fühle mich ausgegrenzt und stigmatisiert.
Dr. Schräg: Das müssen Sie mir aber jetzt näher erklären. Von wem fühlen Sie sich ausgegrenzt?
Anrufer: Meine Aktivitäten als Gefährder sind stark eingeschränkt und es wird leider von staatlicher Seite alles getan, um mich zu diskriminieren. Auch in den Medien wird unsere Gruppe als besonders gefährlich und als große Bedrohung für das Leben anderer Menschen dargestellt.
Dr. Schräg: Ja stimmt das denn nicht? Man erfährt doch als Gefährdeter fast täglich von der Gefährlichkeit ihrer Gruppe für die Gesundheit, bzw. das Leben anderer Menschen. Sogar für Sie als Gefährder ist das sehr gefährlich und die Folgen sind ja hinlänglich bekannt.
Anrufer: Aber man muss uns doch deswegen nicht an die Kette legen wie bissige Hunde, und einen Maulkorb will ich auch nicht tragen.
Dr. Schräg: Das kann ich verstehen.
Anrufer: Schön, dass es noch Menschen gibt, die Verständnis für uns sowohl als Gefährder als auch selbst Gefährdete aufbringen.
Dr. Schräg: Was kann ich denn jetzt ganz konkret für Sie tun?
Anrufer: Als Gefährder, der gleichzeitig auch selbst gefährdet ist, ist das auf die Dauer natürlich sehr gefährlich wie Sie schon ganz richtig gesagt haben. Mir ist dies in seiner Bedeutung erst jetzt im Gespräch mit Ihnen so richtig klar geworden.
Dr. Schräg: Das ist schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Jetzt kommt es sehr darauf an, wie Sie mit dieser neuen Erkenntnis umgehen.
Anrufer: Was schlagen Sie als Fachmann für gefährliche Selbstgefährder wie ich einer bin, denn als nächsten Schritt vor?
Dr. Schräg: Zu allererst müssen Sie zu den Mitgliedern Ihrer Gruppe und deren radikalen Ideologie innerlich auf Distanz gehen. In einem zweiten Schritt sollten Sie zu staatlichen Stellen, deren Aufgabe es ist, Menschen wie Ihnen beim Ausstieg aus diesem Milieu nach Kräften zu helfen, Kontakt aufnehmen. Eine neue Identität zu erhalten, ist in Ihrem Fall unbedingt erforderlich.
Anrufer: Also jetzt verstehe zur Abwechslung mal ich nur Bahnhof. Als starker Raucher weiß ich um die Gefährlichkeit meiner Sucht für mich und andere. Deshalb muss ich mich aber nicht von meiner Gruppe distanzieren und eine neue Identität annehmen. Was denken Sie denn von mir!
Mittwoch, 18. Januar 2023
Der Gefährder
Dienstag, 3. Januar 2023
Anfangen und Beginnen ist nicht immer das Gleiche
Dr. Schräg am Apparat, guten Abend!
Anruferin: Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.
Dr. Schräg: Sagen Sie einfach auch guten Abend!
Anruferin: Guten Abend!
Dr. Schräg: Danke! Sehen Sie, das ist doch schon mal ein Anfang.
Anruferin: Ja, aber ich weiß trotzdem nicht, wo ich anfangen soll.
Dr. Schräg: Ach wissen Sie, auch ich weiß nicht immer in welchem Stadium ich anfangen soll, den Anrufern ganz offen meine ehrliche Meinung zu sagen. Oft ist es besser, erst im weiteren Verlauf des Gespräches damit zu beginnen.
Anruferin: Ich nehme es keinem übel, wenn er mir gleich die Wahrheit sagt.
Dr. Schräg: Was ist Wahrheit? Schon Pontius Pilatus soll das nicht gewusst haben.
Anruferin: Interessant! Also, es gibt in meinem Fall zwei Möglichkeiten anzufangen: in der Nähe oder weiter weg.
Dr. Schräg: In der Nähe oder weiter weg? Lassen Sie mich nachdenken ... wie wäre es denn, wenn Sie weiter weg beginnen.
Anruferin: Tjaaa, das könnte ich natürlich machen. Aber Nähe hat auch Vorteile, wenn man anfängt. Denken Sie nur an den Zeitgewinn.
Dr. Schräg: Da ist was dran. "Zeit ist Geld" heißt es doch und man ist gleich "in medias res."
Anruferin: Wo ist das denn?
Dr. Schräg: Mittendrin!
Anruferin: Was Sie alles wissen. Toll! Aber Sie haben solche Sachen ja auch studiert. Da kann unsereins nicht mithalten. Nee, wirklich nicht.
Dr. Schräg: Schon gut. Aber nun beginnen Sie doch mal, äh… ich meine natürlich … bitte fangen Sie an.
Anruferin: Ich sage das jetzt zum letzten Mal: ich weiß nicht, wo ich anfangen soll!
Dr. Schräg: Sie wollten doch mittendrin beginnen.
Anruferin: Das haben Sie gesagt!
Dr. Schräg: Habe ich da etwas falsch verstanden?
Anruferin: Ja.
Dr. Schräg: Ja?
Anruferin: Sie verstehen immer noch nicht: es geht um meinen neuen Arbeitsplatz!
Dr. Schräg: Ach so! Warum haben Sie das denn nicht gleich zu Beginn gesagt?
Anruferin: Aber klar habe ich das gesagt. Ich habe gesagt, dass ich nicht weiß, wo ich anfangen soll.
Dr. Schräg: Vielen Dank für Ihren Anruf!
Anruferin: Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.
Dr. Schräg: Sagen Sie einfach auch guten Abend!
Anruferin: Guten Abend!
Dr. Schräg: Danke! Sehen Sie, das ist doch schon mal ein Anfang.
Anruferin: Ja, aber ich weiß trotzdem nicht, wo ich anfangen soll.
Dr. Schräg: Ach wissen Sie, auch ich weiß nicht immer in welchem Stadium ich anfangen soll, den Anrufern ganz offen meine ehrliche Meinung zu sagen. Oft ist es besser, erst im weiteren Verlauf des Gespräches damit zu beginnen.
Anruferin: Ich nehme es keinem übel, wenn er mir gleich die Wahrheit sagt.
Dr. Schräg: Was ist Wahrheit? Schon Pontius Pilatus soll das nicht gewusst haben.
Anruferin: Interessant! Also, es gibt in meinem Fall zwei Möglichkeiten anzufangen: in der Nähe oder weiter weg.
Dr. Schräg: In der Nähe oder weiter weg? Lassen Sie mich nachdenken ... wie wäre es denn, wenn Sie weiter weg beginnen.
Anruferin: Tjaaa, das könnte ich natürlich machen. Aber Nähe hat auch Vorteile, wenn man anfängt. Denken Sie nur an den Zeitgewinn.
Dr. Schräg: Da ist was dran. "Zeit ist Geld" heißt es doch und man ist gleich "in medias res."
Anruferin: Wo ist das denn?
Dr. Schräg: Mittendrin!
Anruferin: Was Sie alles wissen. Toll! Aber Sie haben solche Sachen ja auch studiert. Da kann unsereins nicht mithalten. Nee, wirklich nicht.
Dr. Schräg: Schon gut. Aber nun beginnen Sie doch mal, äh… ich meine natürlich … bitte fangen Sie an.
Anruferin: Ich sage das jetzt zum letzten Mal: ich weiß nicht, wo ich anfangen soll!
Dr. Schräg: Sie wollten doch mittendrin beginnen.
Anruferin: Das haben Sie gesagt!
Dr. Schräg: Habe ich da etwas falsch verstanden?
Anruferin: Ja.
Dr. Schräg: Ja?
Anruferin: Sie verstehen immer noch nicht: es geht um meinen neuen Arbeitsplatz!
Dr. Schräg: Ach so! Warum haben Sie das denn nicht gleich zu Beginn gesagt?
Anruferin: Aber klar habe ich das gesagt. Ich habe gesagt, dass ich nicht weiß, wo ich anfangen soll.
Dr. Schräg: Vielen Dank für Ihren Anruf!
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