Donnerstag, 1. Juni 2023

Nichts geht, läuft oder steht mehr!

Ja, Dr. Schräg am Apparat!

Anruferin: Wer ist dort? Dr. Schreck?

Dr. Schräg: Dr. Schräääg, Psychologe!

Anruferin: Dann bin ich ja richtig.

Dr. Schräg: Kann ich Ihnen helfen? Um was geht es?

Anruferin: Gehen tut es um meinen Mann.

Dr. Schräg: Es geht also um Ihren Mann.

Anruferin: Nichts geht mehr!

Dr. Schräg: Eben haben Sie doch noch gesagt, dass es um Ihren Mann geht. Und jetzt sagen Sie, dass nichts mehr geht.

Anruferin: Das ist richtig!

Dr. Schräg: Bitte?

Anruferin: Es läuft nicht. Verstehen Sie?

Dr. Schräg: Ehrlich gesagt, nein.

Anruferin: Bisher ist es immer gelaufen und das war für ihn die selbstverständlichste Sache von der Welt.

Dr. Schräg: Vorhin ging es nicht mehr und laufen tut es auch nicht. Es steht also nicht gut?

Anruferin: Von Stehen kann gar keine Rede sein. Er hängt!

Dr. Schräg: Wie lange sind Sie denn schon verheiratet?

Anruferin: Was hat das denn damit zu tun?  

Dr. Schräg: Aber Sie sagten doch eben: nichts geht mehr, nichts läuft mehr. Und stehen tut er auch nicht, er hängt.

Anruferin: Sagen Sie mal, haben alle Psychologen eine so schmutzige Fantasie?

Dr. Schräg: Was erlauben Sie sich? Sie rufen bei einem ausgewiesenen Spezialisten für zwischenmenschliche Beziehungen an und bitten um Rat. Und dann so was!

Anruferin: Ich wollte Sie nicht beleidigen. Ich dachte nur …

Dr. Schräg: Schon gut. Was kann ich denn jetzt konkret für Sie tun? Ihr Mann hat offenbar Probleme, die sich mir wie folgt darstellen: nichts geht, läuft oder steht mehr, aber er hängt.

Anruferin: Richtig! Er hat bis vor kurzem alles gleich auf der Toilette entsorgt, wenn er voll war.

Dr. Schräg: Ihr Mann trinkt also gelegentlich einen über den Durst und hängt jetzt an  der …

Anruferin: Was erlauben Sie sich?! So einer ist mein Mann nicht.  

Dr. Schräg: Ja um Himmelswillen, was …

Anruferin: Mein Mann will nicht mehr.

Dr. Schräg: Das ist in gewisser Weise verständlich, wenn nichts mehr geht, läuft oder steht und nur noch hängt.

Anruferin: Sie haben gut reden. Jetzt muss ich alle paar Stunden den vollen Beutel entleeren und der Arzt hat gesagt, dass Windeln auch nicht das Wahre sind.


Dienstag, 2. Mai 2023

Verstehen und verstehen ist nicht immer das Gleiche

Dr. Schräg am Apparat!

Anrufer: Hallo!

Dr. Schräg: Guten Tag!

Anrufer: Gleichfalls.

Dr. Schräg: Danke! Was haben Sie denn auf dem Herzen?

Anrufer: Auf dem Herzen habe ich nichts, Herr Doktor, aber gelegentlich was auf den Ohren.

Dr. Schräg: Sie hören also nicht mehr so gut.

Anrufer: Das behauptet meine Frau, doch das stimmt nicht. Ich kann noch sehr gut hören.

Dr. Schräg: Vorhin haben Sie aber gesagt, dass Sie was auf den Ohren haben.

Anrufer: Ja, das stimmt.

Dr. Schräg: Ich verstehe nicht, was Sie …

Anrufer: Sehen Sie, Sie verstehen mich nicht. Und wissen Sie warum, weil auch Sie was auf den Ohren haben.

Dr. Schräg: Hören Sie, das ist doch etwas ganz anderes.

Anrufer: Ist es nicht!

Dr. Schräg: So kommen wir nicht weiter. Wir reden aneinander vorbei.

Anrufer: Ich will Ihnen mal erklären, was ich meine, Herr Doktor.

Dr. Schräg: Bitte sehr!

Anrufer: Also, das ist so. Sie und ich haben etwas auf den Ohren, aber im Unterschied zu Ihnen gebe ich das zu. Sie haben auch noch gesagt, dass Sie nicht verstehen, was ich meine. Ist doch richtig, oder?

Dr. Schräg: Ja, aber …

Anrufer: Sehen Sie, genau hier liegt der Pfeffer im Hasen … äh ich meine natürlich umgekehrt, und überhaupt …

Dr. Schräg: Und überhaupt?

Anrufer: Verstehen Sie denn nicht, das ist doch das Problem. Verstehen und verstehen ist nicht immer das Gleiche und schon gar nicht dasselbe.

Dr. Schräg: Ja, Sie haben recht. Gerade ich als Psychologe sollte das am besten verstehen. Hören kann ich, sogar zuhören. Aber verstehen ist etwas ganz anderes!

Anrufer: Genau! Und jetzt will ich Ihnen mal was verraten, Herr Kollege.

Dr. Schräg: Kollege?

Anrufer: Darf ich mich vorstellen. Dr. Grade, Psychologe

Freitag, 31. März 2023

Immer bei der Wahrheit bleiben

Dr. Schräg, Psychologe!

Anrufer: Hallo Herr Doktor!

Dr. Schräg: Ja, bitte?

Anrufer: Guten Abend! Ich bin Rentner und habe jetzt auch eine eigene Hompaitsch. Da wollte ich mal anfragen, ob man, also wenn man da über sich berichtet, ob man dann immer bei der Wahrheit bleiben muss oder auch mal … Sie wissen schon.

Dr. Schräg: Sie haben also eine eigene Homepage und wollen wissen, ob man darin genaue Angaben über sich machen muss.

Anrufer: Genau! Ich bin fünfundsiebzig, sehe aber jünger aus. Da ist auch meine neue Perücke dran schuld. Sie hat nämlich nordeuropäisches Haar, kein asiatisches! Vor dem Schlafengehen nehme ich sie immer ab, weil mich dann sowieso niemand sieht. Auch meine Brille nehme ich dann ab. Es ist ja dunkel im Zimmer und es gibt nichts zu sehen, außer wenn ich träume. Aber da habe ich sie noch nie vermisst. Ist eigentlich komisch, oder? Mein Gebiss tu ich übrigens in ein Glas Wasser, damit es desfinzifiert wird.

Dr. Schräg: Es wird desinfiziert. Sie leben also allein?

Anrufer: Ja. Meine Frau ist vor kurzem verstorben. Deshalb hat mir mein Sohn auch eine Hompaitsch eingerichtet.

Dr. Schräg: Ich verstehe nicht ganz den Zusammenhang.

Anrufer: Ja, wissen Sie, ich habe beim Arzt, der mich wegen meiner Hämmoridden oder wie das nun heißt und noch anderer Sachen behandelt, in einer Zeitschrift gelesen, dass man als Alleinstehender mit eigener Hompaitsch mehr Chancen bei Frauen hat. Dort können sie sich nämlich alles von einem angucken. Na ja, fast alles.

Dr. Schräg: Sie meinen wahrscheinlich eine Kontaktbörse für Singles im Internet.

Anrufer: Genau! Da wird doch immer nach Fotos von einem gefragt und wie alt man ist und solche Sachen. Und wo man wohnt und welche Hobbys man hat, wird auch oft gefragt.

Dr. Schräg: Sie wollen also wissen, ob man auf seiner Homepage immer zutreffende Angaben über sich und seine Verhältnisse machen muss.

Anrufer: Genau! Wissen Sie, ich will ja nicht gleich wieder heiraten, einfach ab und zu ein bisschen Spaß haben, wenn Sie verstehen, was ich meine. Wissen Sie, ich bin noch ganz rüstig - auch da unten!

Dr. Schräg: Das ist schön für Sie. Den Frauen würde es allerdings beim ersten persönlichen Treffen sofort auffallen, wenn Sie zum Beispiel falsche Angaben über Ihr Äußeres machen.

Anrufer: Deshalb frage ich Sie ja auch, Herr Doktor.

Dr. Schräg: Ich rate Ihnen sehr bei der Wahrheit zu bleiben. Dass Sie eine Perücke tragen und keine echten Zähne mehr haben, müssen Sie ja nicht gleich erzählen. Und dass Sie wegen ihrer Hämorrhoiden und "anderer Sachen" in ärztlicher Behandlung sind, müssen Sie auch nicht sofort erwähnen. In Ihrem Alter kommt es doch sowieso mehr auf die inneren Werte an und die äußere Hülle ist da eher unwichtig.

Anrufer: Das haben Sie schön gesagt, Dr. Schräg. Vielen Dank!

Dr. Schräg: Gern geschehen!



Mittwoch, 1. März 2023

Ein ganz besonderes Blogverzeichnis

Ja, Dr. Schräg am Apparat!

Anrufer: Guten Tag, Herr Doktor!

Dr. Schräg: Guten Tag! Wie kann ich Ihnen helfen?

Anrufer: Ja, also ... also ich bin derjenige mit der eigenen Hompaitsch ... also Sie haben mir damals geraten, dass ich bei den Angaben über mich immer bei der Wahrheit bleiben soll.

Dr. Schräg: Ja, jetzt erinnere ich mich. Als schon etwas älterer Alleinstehender mit eigener Homepage hofften Sie darauf, mehr Chancen bei Frauen zu haben. Sind Sie meinem Rat gefolgt?

Anrufer: Natürlich, Herr Doktor. So richtig gefunkt hat es bisher aber noch nicht und deshalb hat mir mein Sohn noch zusätzlich einen Block oder wie das heißt eingerichtet.

Dr. Schräg: Sie meinen ein Blog.

Anrufer: Ja, ich schreibe darin etwas über mich, z.B. was ich für ein toller Hecht bin, und die Frauen können mir dann ganz direktemang Fragen stellen und überhaupt ...

Dr. Schräg: Und überhaupt?

Anrufer: Also, man kann doch mit einem Block viel mehr machen als mit einer Hompaitsch. Vielleicht wird das dann endlich mal was. Ich will doch ab und zu ein bisschen Spaß haben und ich bin ja wirklich noch ganz rüstig - auch da unten!

Dr. Schräg: Ach, so ist das. Ich verstehe. Was kann ich denn jetzt konkret für Sie tun?

Anrufer: Mein Sohn hat mir von einem ganz besonderen Blogverzeichnis erzählt.

Dr. Schräg: Da gibt es viele Verzeichnisse. Wie heißt es denn?

Anrufer: Warten Sie mal ... ähm ... Jetzt hab‘ ich es. Blocksfuffzichplus ist sein Name.

Dr. Schräg: Sie meinen sicher Blogs50plus.

Anrufer: Genau! Das ist es.

Dr. Schräg: Ist denn das die Möglichkeit! Dort ist auch mein eigener Blog „Allerlei Schelmerei“ gelistet.

Anrufer: Na sowas!

Dr. Schräg: Dieses kostenlose Verzeichnis ist wirklich ein ganz besonderes Angebot im Netz. Es ist eine sehr informative Sammlung aller Aspekte des Älterwerdens mit einer enormen Bandbreite! Wenn ich im Übrigen richtig informiert bin, feiert es sein 5-jähriges Jubiläum.

Anrufer: Ja, dann melde ich mich dort auch an.

Dr. Schräg: Da kann ich Ihnen nur zuraten. Die Betreiberinnen Maria Al-Mana und Uschi Ronnenberg machen ihren Job großartig und man kann sie jederzeit um Hilfe bitten, wenn mal etwas nicht so läuft wie es soll. Dann ist es natürlich nur recht und billig, wenn man auch mal was für die dort eingerichtete Kaffeekasse spendet.

Anrufer: Vielen Dank für die Hilfe, Herr Doktor! Das werde ich machen. Nun haben Sie mir schon zum zweiten Mal einen guten Tipp gegeben.

Dr. Schräg: Gern geschehen. Viel Erfolg bei den Frauen und bleiben Sie auch in Ihrem Blog immer bei der Wahrheit!





Mittwoch, 1. Februar 2023

Wo drückt der Schuh?

Ja, Dr. Schräg am Apparat!

Anruferin: Tjaaaa, also ich …

Dr. Schräg: Kann ich Ihnen helfen?

Anruferin: Ich weiß nicht, ob …

Dr. Schräg: Sie wissen nicht, ob Sie sich mir anvertrauen können.

Anruferin: Genau!

Dr. Schräg: Versuchen Sie es einfach mal und dann sehen wir weiter.

Anruferin: Tjaaa, wenn das so einfach wäre, dann …

Dr. Schräg: Dann?

Anruferin: Also gut, ich will's mal versuchen. Wissen Sie, ich bin Witwe und schon etwas älter, aber noch ganz gut beisammen. Geistig sowieso, aber auch körperlich. Und ich habe gewisse Bedürfnisse. Sie verstehen, was ich meine?

Dr. Schräg: Nicht ganz.

Anruferin: Immer allein zu sein ist doof. Daher habe ich vor einiger Zeit im "Gauweiler Tageblatt" eine Kontaktanzeige aufgegeben:
Reife Frau in der Blüte ihrer Jahre, alleinstehend, sucht netten Mann (Nichtraucher) für gemeinsame Unternehmungen.

Dr. Schräg: Ja. Und wo drückt nun der Schuh?

Anruferin: Woher wissen Sie das mit den Schuhen? Ich habe doch noch gar nichts erzählt.

Dr. Schräg: Das ist doch nur eine Redensart.

Anruferin: Ach so.

Dr. Schräg: Ihre Schuhe drücken. Habe ich das jetzt richtig verstanden?

Anruferin: Nein, meine Schuhe drücken nicht. Es gibt aber trotzdem ein Problem mit meinen Schuhen.

Dr. Schräg: Und welches?

Anruferin: Ja, wissen Sie, ich habe kürzlich einen Mann aufgrund meiner Anzeige kennengelernt. Eigentlich ist er ganz nett, aber etwas stört mich an ihm.

Dr. Schräg: Etwas stört Sie an dem Mann.

Anruferin: Ja. Er ist ganz verrückt nach meinen Schuhen. Vor allem nach denen, die ich schon länger trage. Das ist doch nicht normal, oder?

Dr. Schräg: Was macht Ihr Bekannter denn genau mit den Schuhen?

Anruferin: Er schnüffelt an ihnen rum, vor allem innen drin. Er sieht dabei richtig glücklich aus.

Dr. Schräg: Er schnüffelt und sieht glücklich aus.

Anruferin: Ja. Und dann macht er sich auch noch Notizen.

Dr. Schräg: Er macht sich Notizen. Und was schreibt er?

Anruferin: Daraus werde ich nicht so richtig schlau. Es sind einzelne Buchstaben und dahinter stehen Zahlen. Manchmal auch in Klammern.

Dr. Schräg: Das könnten Formeln sein. Was ist Ihr Bekannter eigentlich von Beruf?

Anruferin: So genau weiß ich das nicht. Es hat irgendwie mit Fermoronen oder wie das Zeug heißt zu tun. Er sagt, dass er ständig auf der Jagd nach ihnen wäre.

Dr. Schräg: Pheromone sind Sexual-Lockstoffe. Wahrscheinlich haben Ihre Schuhe einen ganz besonderen Geruch, den er dann später im Labor synthetisch erzeugt und in Kombination mit anderen Düften zu einem neuen Parfüm kreiert.

Anruferin: Sie meinen also, dass meine ollen Schweißlatschen mit dazu beitragen, dass Männer sexuell angeregt werden?

Dr. Schräg: Das ist durchaus möglich.

Anruferin: Dann brauch' ich mir also keine Gedanken mehr darüber zu machen, ob mit meinem Bekannten alles stimmt. Schönen Dank für Ihre Hilfe!

Dr. Schräg: Gern geschehen.

Mittwoch, 18. Januar 2023

Der Gefährder

Ja, Dr. Schräg am Apparat!

Anrufer: Guten Tag! Gefährder.

Dr. Schräg: Guten Tag, Herr Gefährder!

Anrufer: Nein, das ist nicht mein Name.

Dr. Schräg: Sie haben sich doch als Gefährder vorgestellt. Oder habe ich mich verhört?.

Anrufer: Nein, Sie haben sich nicht verhört und Sie haben natürlich recht.

Dr. Schräg: Ich komme jetzt nicht ganz mit. Sie sind also nicht Gefährder?

Anrufer: Mein Name tut nichts zur Sache. Gefährder bin ich trotzdem.

Dr. Schräg: Also ehrlich gesagt verstehe ich jetzt nur noch Bahnhof. Was genau ist denn überhaupt Ihr Problem?

Anrufer: Wie schon gesagt bin ich ein Gefährder und das sagt auch die Polizei.

Dr. Schräg: Das sagt auch die Polizei. Aha!

Anrufer: Das stand doch in der Presse, dass allen Gefährdern künftig Fußfesseln angelegt werden sollen, damit man immer weiß wo sie sich gerade aufhalten.

Dr. Schräg: Sagen Sie mal, weiß Ihre Organisation, dass Sie mich anrufen?

Anrufer: Ich bin langjähriges Mitglied, habe denen aber nicht gesagt, dass ich mit Ihnen Kontakt aufnehmen werde.

Dr. Schräg: Dann bin ich ja beruhigt.

Anrufer: Das können Sie auch sein. Ich tue Ihnen nichts, auch wenn ich ein Gefährder bin.

Dr. Schräg: Ich wiederhole noch einmal meine Frage. Was genau ist Ihr Problem?

Anrufer: Ich fühle mich ausgegrenzt und stigmatisiert.

Dr. Schräg: Das müssen Sie mir aber jetzt näher erklären. Von wem fühlen Sie sich ausgegrenzt?

Anrufer: Meine Aktivitäten als Gefährder sind stark eingeschränkt und es wird leider von staatlicher Seite alles getan, um mich zu diskriminieren. Auch in den Medien wird unsere Gruppe als besonders gefährlich und als große Bedrohung für das Leben anderer Menschen dargestellt.

Dr. Schräg: Ja stimmt das denn nicht? Man erfährt doch als Gefährdeter fast täglich von der Gefährlichkeit ihrer Gruppe für die Gesundheit, bzw. das Leben anderer Menschen. Sogar für Sie als Gefährder ist das sehr gefährlich und die Folgen sind ja hinlänglich bekannt.

Anrufer: Aber man muss uns doch deswegen nicht an die Kette legen wie bissige Hunde, und einen Maulkorb will ich auch nicht tragen.

Dr. Schräg: Das kann ich verstehen.

Anrufer: Schön, dass es noch Menschen gibt, die Verständnis für uns sowohl als Gefährder als auch selbst Gefährdete aufbringen.

Dr. Schräg: Was kann ich denn jetzt ganz konkret für Sie tun?

Anrufer: Als Gefährder, der gleichzeitig auch selbst gefährdet ist, ist das auf die Dauer natürlich sehr gefährlich wie Sie schon ganz richtig gesagt haben. Mir ist dies in seiner Bedeutung erst jetzt im Gespräch mit Ihnen so richtig klar geworden.

Dr. Schräg: Das ist schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Jetzt kommt es sehr darauf an, wie Sie mit dieser neuen Erkenntnis umgehen.

Anrufer: Was schlagen Sie als Fachmann für gefährliche Selbstgefährder wie ich einer bin, denn als nächsten Schritt vor?

Dr. Schräg: Zu allererst müssen Sie zu den Mitgliedern Ihrer Gruppe und deren radikalen Ideologie innerlich auf Distanz gehen. In einem zweiten Schritt sollten Sie zu staatlichen Stellen, deren Aufgabe es ist, Menschen wie Ihnen beim Ausstieg aus diesem Milieu nach Kräften zu helfen, Kontakt aufnehmen. Eine neue Identität zu erhalten, ist in Ihrem Fall unbedingt erforderlich.

Anrufer: Also jetzt verstehe zur Abwechslung mal ich nur Bahnhof. Als starker Raucher weiß ich um die Gefährlichkeit meiner Sucht für mich und andere. Deshalb muss ich mich aber nicht von meiner Gruppe distanzieren und eine neue Identität annehmen. Was denken Sie denn von mir!

Dienstag, 3. Januar 2023

Anfangen und Beginnen ist nicht immer das Gleiche

Dr. Schräg am Apparat, guten Abend!

Anruferin: Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.

Dr. Schräg: Sagen Sie einfach auch guten Abend!

Anruferin: Guten Abend!

Dr. Schräg: Danke! Sehen Sie, das ist doch schon mal ein Anfang.

Anruferin: Ja, aber ich weiß trotzdem nicht, wo ich anfangen soll.

Dr. Schräg: Ach wissen Sie, auch ich weiß nicht immer in welchem Stadium ich anfangen soll, den Anrufern ganz offen meine ehrliche Meinung zu sagen. Oft ist es besser, erst im weiteren Verlauf des Gespräches damit zu beginnen.

Anruferin: Ich nehme es keinem übel, wenn er mir gleich die Wahrheit sagt.

Dr. Schräg: Was ist Wahrheit? Schon Pontius Pilatus soll das nicht gewusst haben.

Anruferin: Interessant! Also, es gibt in meinem Fall zwei Möglichkeiten anzufangen: in der Nähe oder weiter weg.

Dr. Schräg: In der Nähe oder weiter weg? Lassen Sie mich nachdenken ... wie wäre es denn, wenn Sie weiter weg beginnen.

Anruferin: Tjaaa, das könnte ich natürlich machen. Aber Nähe hat auch Vorteile, wenn man anfängt. Denken Sie nur an den Zeitgewinn.

Dr. Schräg: Da ist was dran. "Zeit ist Geld" heißt es doch und man ist gleich "in medias res."

Anruferin: Wo ist das denn?

Dr. Schräg: Mittendrin!

Anruferin: Was Sie alles wissen. Toll! Aber Sie haben solche Sachen ja auch studiert. Da kann unsereins nicht mithalten. Nee, wirklich nicht.

Dr. Schräg: Schon gut. Aber nun beginnen Sie doch mal, äh… ich meine natürlich … bitte fangen Sie an.

Anruferin: Ich sage das jetzt zum letzten Mal: ich weiß nicht, wo ich anfangen soll!

Dr. Schräg: Sie wollten doch mittendrin beginnen.

Anruferin: Das haben Sie gesagt!

Dr. Schräg: Habe ich da etwas falsch verstanden?

Anruferin: Ja.

Dr. Schräg: Ja?

Anruferin: Sie verstehen immer noch nicht: es geht um meinen neuen Arbeitsplatz!

Dr. Schräg: Ach so! Warum haben Sie das denn nicht gleich zu Beginn gesagt?

Anruferin: Aber klar habe ich das gesagt. Ich habe gesagt, dass ich nicht weiß, wo ich anfangen soll.

Dr. Schräg: Vielen Dank für Ihren Anruf!